14  EINHALTUNG  VON  FLUGSICHERHEITSSTANDARDS

 

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Die umgehend gut geheissene ACNUSA-Empfehlung von Ende 2001  1  2  wirft Fragen zur Wahrung der Flugsicherheit auf. Die Reduktion der Knotenregelung zur Umstellung auf Südlandungen von 10 kn auf 5 kn Windstärke bezweckte ja, zur Lärmentlastung der nördlichen Gebiete häufiger und länger anhaltend auf Südlandungen umzustellen. Damit steht die ACNUSA-Empfehlung diametral zu den Empfehlungen in der Risikoanalyse vom Frühling 2001  3, worin dem geplanten ILS33-Verfahren nur eine Erhöhung der Flugsicherheit attestiert wird, wenn dadurch keine Zunahme der Südlandungen erfolge.

Wenngleich in der Risikoanalyse von 2001  4  festgestellt wurde, dass 7 % aller Frachtsendungen Gefahrgut beinhalteten, wobei Menge und Substanzen nicht recherchiert wurden, wurde daraus ohne weitere Prüfung kein erhöhtes Risikopotential abgeleitet. Dies erstaunt umso mehr, als die Sozioökonomische Impaktstudie  5  des EAP in Zusammenhang mit dem Frachtverkehr explizit die pharmazeutisch-chemische Industrie in der Region erwähnt, was zum Schluss zwingt, dass Gefahrgut am EAP im Vergleich zu andern Flughäfen einen eher überdurchschnittlichen Frachtanteil ausmacht, der bei Starts vornehmlich über dicht besiedeltes Gebiet auf Schweizer Seite transportiert wird.

Ein wenig überzeugendes Sicherheitsbewusstsein bewies der EuroAirport, als am 23. Juli 2007 der Südstart zum Jungfernflug eines Experimentalflugzeugs ab Piste 15 Richtung Süd toleriert wurde. Hätte das private Kleinflugzeug eine andere Piste benützen müssen, wäre aufgrund der geringeren Siedlungsdichte der Absturz mit grosser Wahrscheinlichkeit in unbebautem Gebiet erfolgt und nicht auf einen Wohnblock inmitten städtischen Siedlungsraums (Roggenburgstrasse, Basel)  6.

Zu hinterfragen ist das Sicherheitsbewusstsein im Tower auch im Fall des Fluges BCY5200 am 15. Dezember 2010, wo die Maschine des Typs British Aerospace Avro RJ85 (Registernummer EI-RJC) nach dem Start um 06.53 Uhr offensichtlich Probleme hatte, eine halbe Stunde lang (zwecks Ablassen von Kerosin?) über der Petite Camargue kreiste, und schliesslich von Süden her um 07.42 Uhr wieder landete 7. Es herrschten keine Nordwindverhältnisse zu gegebener Zeit; wenige Minuten zuvor und danach erfolgten die Starts Richtung Süden und die Landungen von Norden her. Einzig diese Maschine vollzog eine Südlandung über die Agglomeration hinweg, und dies obwohl ein Nordanflug auf Piste 15 kürzer gewesen wäre.

Bis zur neuerlichen Pistensanierung im Frühsommer 2011 wurde der EAP wöchentlich von der Malaysian Cargo Air für Vollfrachtflüge frequentiert. (Infolge baubedingter Pistenverkürzung mussten die eingesetzten Frighters ab Mai nach Zürich ausweichen.) Regelmässig starteten die Boeing-Frachtmaschinen des Typs 747-200 Richtung Süden ab Piste 15 und überflogen die Binninger Anhöhe in geringer Höhe (teils nur rund 300 m über Boden), bevor sie zu spät zur 270°-Schlaufe (ELBEG5Y) ansetzten, was jahrelang zu gehäuften Reklamationen führte  8. Die Maschinen fielen ebenfalls durch besonders tief wirkende Flughöhen bei Südlandungen auf. Der Jungfernflug zweier Maschinen (TF-AAA und TF-AAB) erfolgte 1981  9. Bis 1981 verwendete Boeing abgereichertes Uran  10  11  als Gegengewicht für Quer- und Höhenruder, das bei grosser Hitze im Falle eines Brandes Radioaktivität freisetzt. So wurden nach Abstürzen einer B747 in Amsterdam 1992 (El Al) und bei Stansted 1999 (Korean Airlines Cargo) vor Ort erhöhte Radioaktivitätswerte festgestellt  12  13. Eine schriftliche Anfrage beim EAP Anfang August 2011, ob die beiden Maschinen noch abgereichertes Uran enthielten, wurde Ende Oktober bestätigt  14. Gleichzeitig wurde in Aussicht gestellt, dass sie nicht mehr an den EAP zurückkehren würden. Trotz kritischem Flugverhalten und einem zusätzlichen Gefahrenpotential in Form von radioaktiver Verseuchung im Unglücksfall liess der EAP die alten Maschinen also jahrelang über dem dicht besiedelten Schweizer Siedlungsgebiet starten und landen.

In der ILS33-Schneise sind Storchen-Populationen heimisch; ein Vogelschutzkonzept zur Flugsicherung ist indes nicht bekannt. Gemäss diversen Schreiben  15  erachtet der EAP das Risiko durch Vogelschlag als irrelevant, wobei er eingesteht, die Flughöhen von Störchen nicht zu kennen.

 

 

14-01   Flughafen Basel-Mulhouse - Projekt einer Vereinbarung. ACNUSA, 17. Dez. 2001 (S. 3):     
Ersatz des
Sichtanfluges
auf Piste 34 (Süd/Nord-Piste) durch einen instrumenten-geführten Anflug (ILS34)

14-02   Vorlage an den Landrat betr. Bericht über den Stand der Bemühungen zur Verminderung der Fluglärmbelastung im Jahre 2001. Regierungsrat Kanton Basel-Landschaft, 29. Okt. 2002 (zweitletzte Seite)

14-03   Risikoanalyse für den Flughafen Basel-Mülhausen auf der Basis des Flugsicherheitsgutachtens der Arbeitsgemeinschaft GfL, Kurzfassung. Gesellschaft für Luftverkehrsforschung, Berlin, und Arcadis Trischler & Partner GmbH, Darmstadt, Juni 2001 (S. 17)

14-04   Flugsicherheitsgutachten. Risikoanalyse für den Flughafen Basel-Mülhausen. ARCADIS Trischler & Partner GmbH, Darmstadt, und GfL Gesellschaft für Luftverkehrsforschung, Berlin, März 2001 (S. 18)

14-05   Sozioökonomische Impaktstudie für den Flughafen Basel-Mulhouse. Steer Davis Gleeve, Sept. 2010
(S. 9, 23)

14-06   Falscher Schwerpunkt bei Basler Unglücksflugzeug. Neue Zürcher Zeitung, 29. Juli 2007

14-07   www.dfld.de

14-08   Schreiben EAP an M. Jung, Binningen, 20. Aug. 2010

14-09   www.airfleets.net und www.planespotter.net

14-10   Gefahr durch Uran im Jumbo? Die Welt, 6. Feb. 1997

14-11   Abgereichertes Uran - Abfall der Kerntechnik. Vortrag zur Tagung "Uranwaffen im Kosovo - Fakten und Konsequenzen" in der Evangelischen Akademie Mülheim/Ruhr am 21.-23.1.2000 (S. 3ff):

Als Endprodukt entsteht in der Anreicherungsanlage nicht nur das gewünschte angereicherte UF6, sondern zwangsläufig auch abgereichertes UF6 mit einem gegenüber dem natürlichen Verhältnis verminderten Anteil an Uran-235…  

Natururan besteht aus den Isotopen U-234, U-235 und U-238. Diese sind alle langlebige Alphastrahler. Im abgereicherten Uran ist ihre Zusammensetzung gegenüber dem Natururan verändert: Der Anteil an Uran-235 ist im abgereicherten Uran auf typisch 0,2-0,3 % reduziert, also etwa 30-40 % seines Anteils in Natururan. Der Anteil von Uran-234 wird wegen seines kleineren Atomgewichts beim Anreicherungsprozess prozentual sogar noch stärker reduziert. Hautsächlich wegen dieses Effekts beträgt die Alpha-Aktivität von abgereichertem Uran nur etwa 60 % der von Natururan.

Innerhalb weniger Monate wachsen die Betastrahler Thorium-234 und Protactinium-234m nach, bis sie die Aktivität des Uran-238 erreicht haben. Die Gesamtaktivität im abgereicherten Uran bleibt danach für etwa 10 000 Jahre konstant. Dann beginnen Thorium-230 und die restlichen Zerfallsprodukte der Uran-238-Reihe nachzu-wachsen. Unter diesen ist auch das Wismut-214, ein starker Gammastrahler. Nach etwa 100 000 Jahren wächst die Aktivität des Uran-234, bis es die des Uran-238 erreicht hat, wodurch auch weiteres Thorium-230 und dessen Zerfallsprodukte nachwachsen.

Nach etwa 2 Mio. Jahren sind alle Nuklide im Gleichgewicht und die Gesamtaktivität erreicht ein Maximum, auf dem sie für Milliarden von Jahren verbleibt. 

Aus dem restlichen Uran-235 wächst innerhalb weniger Tage Thorium-231 nach. Nach etwa 10 000 Jahren beginnen auch Protactinium-231 und alle anderen Zerfallsprodukte der Uran-235-Zerfallsreihe nachzuwachsen.

Abgereichertes Uran hat also die ungewöhnliche Eigenschaft, dass auf lange Sicht seine Gefährlichkeit zunimmt - ein Effekt, der bei der Entsorgung zu berücksichtigen ist.

14-12   Uran-Geschosse. Prof. Dr. Dr. med. habil.  S. H. Günther. Deutsche Friedensgesellschaft Flensburg, Dez. 2004

14-13   Gift in Londoner Flugzeugwrack. Forschung aktuell aus Naturwissenschaft und Technik, 7. Jan. 2000

14-14   Briefwechsel K. Joos Reimer und EAP, 2. Aug. 2011 und 20. Oktober 2011

14-15   Briefwechsel zwischen EAP und Gemeindrat Binningen sowie Dr. H. Schiltknecht. 25. März 2002 und 11. Aug. 2006